Plattform Urbane Mobilität – Unsere Thesen
September 2021
Die Plattform Urbane Mobilität (PUM) ist eine einzigartige Kooperation von Städten und Automobilindustrie. Sie stellt sich den Herausforderungen, die sich aus der Dekarbonisierung des Verkehrs und der Flächenknappheit im öffentlichen Raum ergeben und hat sich zum Ziel gesetzt, die Transformation zu nachhaltiger Mobilität und Logistik gemeinsam zu gestalten. Darunter versteht die PUM, die heterogenen Mobilitätsbedürfnisse der Menschen und die Anforderungen an Ver- und Entsorgung der Wirtschaft bestmöglich zu erfüllen, wobei der nachhaltige Umgang mit begrenzten Ressourcen maßgeblich ist.
Diese Thesen sind ein Zwischenergebnis dieser Zusammenarbeit und bieten konkrete Handlungsansätze und Erfordernisse für die Gestaltung nachhaltiger urbaner Mobilität in Deutschland.
Klimaschutz im Verkehr durch Markthochlauf Elektromobilität
Ein rascher Hochlauf der Elektromobilität leistet einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität im Verkehr. Das ambitionierte Ziel, 10 bis 14 Mio. Elektrokraftfahrzeuge in Deutschland bis 2030 zu erreichen, verlangt einen schnellen und umfassenden Ausbau öffentlich zugänglichen der Ladeinfrastruktur in Ergänzung zum Aufbau von Ladeeinrichtungen zuhause und am Arbeitsplatz. Schnellladeinfrastruktur spielt hierbei eine zentrale Rolle. Dabei geht es sowohl um die Verdichtung als auch um den weiteren Ausbau hoch-frequentierter Ladestandorte. Es müssen aufgrund der Flächenknappheit für dicht bebaute Stadtquartiere Ladekonzepte mit Flächenstrategien und Quartiersmobilitätsplänen zusammen entwickelt werden. Auf dafür geeigneten privaten, halb-öffentlichen und öffentlichen Flächen sollten Politik und Wirtschaft den Ausbau von Ladeinfrastruktur gemeinsam vorantreiben. Die öffentliche Hand sollte Genehmigungsverfahren beschleunigen und hierfür angesichts der notwendigen Ausbauraten zusätzliche Ressourcen schaffen. Die bestehenden rechtlichen Spielräume des Elektromobilitätsgesetzes (EmoG) und des Straßenverkehrsrechts sollten konsequenter genutzt werden.
Neue Mobilität ermöglichen
Neue Mobilitätsangebote haben mit der Digitalisierung Einzug gehalten: Carsharing, Ridehailing und -pooling haben großes Potenzial zur Einsparung von Fläche und Wegen. Zusammen mit dem ÖPNV als Rückgrat urbaner Mobilität sowie dem Fuß- und Radverkehr bieten sie eine Alternative zum privaten PKW. So lässt sich die Mobilität aller verbessern und der Verkehr nachhaltiger, effizienter und flächensparender gestalten. Um diese neuen Angebote erfolgreich am Markt etablieren zu können und für den Kunden leicht zugänglich zu machen, müssen die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden.
Preissignale als Lenkungsinstrument für Nachhaltigkeit im Verkehr
Grundsätzlich können Preissignale bei richtiger Ausgestaltung dazu beitragen, den Weg zu umweltfreundlicher, bedarfsgerechter und gleichzeitig bezahlbarer Mobilität zu unterstützen. Sie bieten die Möglichkeit, Nachhaltigkeit und Effizienz im Verkehr zu erhöhen, Flächen effizienter zu nutzen und Parkdruck, Stau sowie Lärm- und Schadstoffemissionen zu reduzieren. Um dies zu erreichen könnte z. B. Nullemissionsmobilität im täglichen Gebrauch preisgünstiger werden als fossile Mobilität.
Damit dies gelingt, ist jedoch eine breite öffentliche Akzeptanz, die Ausrichtung auf die jeweiligen Nachhaltigkeitsziele einer Stadt und die Einbettung in ein Gesamtkonzept unabdingbar. Die Lenkungswirkung für nachhaltiges Mobilitätsverhalten muss dabei im Fokus stehen.
Urbanen Lieferverkehr optimal organisieren
Der urbane Wirtschaftsverkehr soll zunehmend lokal emissionsfrei, flächensparend und lärmreduziert stattfinden. Hierfür müssen verbindliche Rahmenbedingungen erarbeitet und Nutzervorteile für den Einsatz emissionsarmer, flexibler Liefer- und Servicefahrzeuge geschaffen werden. Ein Baustein ist hierbei die flächendeckende Einführung von Lieferzonen, die Umsetzung von Logistikkonzepten mit Micro-Hubs und Micro-Depots sowie die Bevorrechtigung von lokal emissionsfreien Fahrzeugen. Staatliche Anreize sind für die Erneuerung gewerblicher Flotten ebenso notwendig wie für den Aufbau von Ladeinfrastruktur für Liefer- und Servicefahrzeuge.
Datenraum Mobilität: Zugang zu Mobilitätsdaten praxisgerecht organisieren
Initiativen wie die zur Einrichtung eines Datenraums Mobilität und zur Weiterentwicklung des heutigen Mobilitätsdatenmarktplatzes können den Zugang zu und die Verfügbarkeit von Mobilitätsdaten deutlich verbessern, sodass datengestützte Mehrwertdienste ermöglicht werden. Dabei ist eine Einbindung möglichst aller Stakeholder in die Initiative Datenraum der Bundesregierung erforderlich. Dies gilt auch für die Mitwirkung von Städten und Start-ups. Hohe Einstiegshürden in Form von Kosten und Technik sollten daher vermieden werden. Ein praxisgerechtes Zusammenspiel mit dem Mobilitätsdatenmarktplatz ist dabei ebenso wichtig wie die Bereitstellung aller technischen Möglichkeiten für den Datenaustausch, z. B. bezüglich niedriger Latenzzeiten oder der Verfügbarkeit von Rückkanälen (bi-direktionale Koppelungen).